Es war ein anstrengender Vormittag gewesen, aber nun waren alle Koppeln sauber, die Wasserbottiche aufgefüllt und die Pferde grasten zufrieden auf den Wiesen. Nach einem Blick auf meine Uhr beschloss ich, mir einen kleinen Mittagsschlaf zu gönnen, solange ich allein auf dem Hof war. Also ging ich in unseren kleinen Wohnwagen, der neben einer Küchenzeile auch über ein sehr bequemes Bett verfügt.
Gerade war ich in einen schläfrigen Dämmerzustand hinübergeglitten, als plötzlich das Bett schwankte. Ich schlug erschrocken die Augen auf und wartete – aber ich hatte mich nicht geirrt. Nicht nur das Bett, sondern der ganze Wagen schwankte! Offensichtlich ruckelte jemand von außen an unserm Wohnwagen und versuchte hier einzubrechen. Mein erster Gedanke war: Flucht! Die Eingangstür fiel natürlich flach, wollte ich den Gangstern nicht direkt in die Arme laufen. Nach einem Blick auf die Fenster, stellte ich erschrocken fest, dass man diese ja gar nicht öffnen kann. Wieso hatte ich beim Kauf nicht darauf geachtet? Nun war es für Vorwürfe zu spät. Ich musste irgendwie hier raus kommen, bevor die Einbrecher das Schloss an der Tür knackten. Dann fiel mein Blick auf das kleine Oberlicht in der Mitte des Wagens. Aber auch die Idee durch dieses Loch übers Dach zu flüchten, verwarf ich schnell wieder. Denn so furchtbar die Vorstellung war, überfallen zu werden, viel schlimmer wäre es, womöglich in diesem Fensterchen stecken zu bleiben. Ich sah es schon förmlich vor meinem inneren Auge: sie stürmen herein und statt irgendwelcher Wertsachen finden sie meine untere Körperhälfte an der Decke zappelnd und mit den Beinen strampelnd.
Also blieb mir doch nur noch der Angriff als beste Verteidigung. Gehetzt ließ ich meinen Blick über die Gegenstände im Wagen schweifen auf der Suche nach einer passenden Waffe. Während der Wagen weiterhin in einem merkwürdig gleichmäßigen Rhythmus wackelte, schlich ich auf Zehenspitzen zu einer leeren Mineralwasserflasche auf dem Tisch. Ich schwang die Glaswaffe probehalber ein paar Mal über dem Kopf und ließ sie niedersausen. Ich legte meine Hand auf den Türknauf, atmete einmal tief durch und sprang dann mit einem lauten Kampfgebrüll aus dem Wagen. Davon ließ sich der Übeltäter aber nicht aus der Ruhe bringen. Ich muss ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt haben mit meiner Wasserflasche hoch erhoben, als ich Fölvi, einen unserer Isländer, dabei beobachtete, wie dieser sich seine ekzem-geplagte Mähne inbrünstig an einer Ecke des Wagens schubberte.
Nach diesem Erlebnis beschloss ich, dass der Wagen noch ein Stück von der Pferdeweide entfernt aufgestellt werden muss!
(erlebt von Jacqueline, aufgeschrieben von Janina)