Weesow, wir kommen…!

Unser geplanter Wanderritt von 2 Tagen am Wochenende nach Herrentag war zunächst nicht sehr vom Schicksal gesegnet: als ich Samstag früh erwachte und der Regen gegen mein Dachfenster trommelte (ich würde sogar sagen, es handelte sich um eine ganze Trommlerbrigade), verschob ich den Zeitpunkt des Losreitens auf die Mittagsstunden. Chantal und Gwen schienen nicht abgeneigt, denn keiner von uns war scharf auf völlig durchnässte Pferde, Klamotten und Sättel. Im Laufe des Vormittags griff ich auf eines der zahlreichen Wetterportale im Internet zu und musste nach einem Blick auf den Regenradar feststellen (dieser war für Brandenburg komplett blau), dass der Ritt für Samstag im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen würde.
Am Sonntag hatten wir (oder besser: ich) dann das ehrgeizige Ziel den für zwei Tage angesetzten Ritt an einem Tag zu schaffen. Das war von der Kilometerzahl auch kein Problem für uns oder die Pferde. Was ich nicht eingerechnet hatte, war meine Inkompetenz bei der Handhabung einer Landkarte und der damit verbundene Zeitverlust… Wir verließen Hönow mit dem Ziel eine gute Freundin und ihr Fohlen in Weesow bei Werneuchen zu besuchen. Der Gang über die Autobahnbrücke Richtung Trappenfelde war relativ problemlos, wenn man mal davon absieht, dass mir ein überaus eifriger Autofahrer fast den Ellbogen abgefahren hätte, weil er es nicht abwarten konnte uns zu überholen während Gegenverkehr herrschte. Und ob ihr es glaubt oder nicht: wir sind wieder den Schafen begegnet! Aber da die Tierchen schon von Weitem zu sehen und zu hören waren, konnten wir einen großen Bogen um sie reiten J
Das Desaster ging eigentlich erst los, als wir Trappenfelde hinter uns ließen. Da wir keine Lust hatten auf den vorhandenen Straßen und Fahrradwegen nach Krummensee zu gelangen, schlug ich stattdessen vor, über die Felder in den Traktorspuren die Richtung anzusteuern – sozusagen querfeldein. Wer schon mal diesen Spuren auf Feldern gefolgt ist, wird wissen, dass sie nicht immer ganz gerade verlaufen bzw. hin und wieder schlangenförmig die Richtung wechseln. Da sie sich auch jährlich ändern, können sie nicht in eine Karte eingezeichnet werden und alle Felder sind nur eine graue Fläche des Nichts. Nach 45 Minuten, in denen wir weder eine Straße noch ein Haus erblickten, war ich nicht mehr so ganz sicher, wo auf der Karte wir uns eigentlich befanden. Ich beschloss zunächst folgende Strategie: immer den Strommasten folgen, denn diese führen früher oder später immer in die Zivilisation. Als aber mein Plan nicht aufzugehen schien, änderten wir unser Vorgehen und peilten stattdessen „das ganz linke Windrad am Horizont“ an. Die Panik in den Gesichtern meiner Reitbeteiligungen stieg, als sie meinen Vorschlag hörten.
Als wir schließlich einen hilfsbereiten Fischer an einem Wasserlauf trafen, konnte er uns in die richtige Richtung schicken. Denn wir waren weit davon entfernt, Krummensee anzusteuern. Vielmehr waren wir auf dem besten Weg einen großen Bogen darum zu reiten. Als wir dann Werneuchen passiert hatten, mussten wir nur noch über die Gleise des Regionalzuges und waren schon fast in Weesow. Als wir uns dem unbeschrankten Bahnübergang näherten, musste ich lachen, weil mir der arme Esel Appollo 13 aus dem Film „Der Schuh des Manitu“ einfiel, der beim überqueren der Schienen stehen geblieben war und überfahren wurde (wie schon seine 12 Geschwister vor ihm). Das Lachen verging mir ganz schnell, als ich ein lautes Warnsignal von links vernahm und einen Zug heranrattern sah. Aber wir schafften es alle rechtzeitig vor dem Zug rüber und es wird keine Katy, Shayenne oder Fölvi Edition 2 geben. Gott sei Dank!
Insgesamt waren wir über 9 Stunden unterwegs, davon ca. 7 im Sattel. Während ich erstaunlicherweise absolut schadensfrei aus der Sache raus kam, klagten Chantal und Gwen schon im Verlauf des Tages über beginnenden Muskelkater und Schmerzen an bestimmten Körperteilen. Denn trotz Umstellung auf Ganzlederreithosen und zur Verfügung stehender Lammfell-Sitzauflagen für die Sättel, war das ein oder andere Hinterteil wund. Wenn man meine unzureichenden Karte-lesen-und-auf-die-Realität-übertragen-Fähigkeiten rausrechnet, war die Strecke gut zu schaffen und wir werden Melli und ihre kleine Berta bestimmt nochmal im Laufe des Sommers besuchen!

(Janina)

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